IATF 16949
Die ursprüngliche Technische Spezifikation (TS) 16 949 beschreibt die branchenspezifischen Forderungen der internationalen Automobilindustrie - Hersteller und Verbände - an ein Qualitätsmanagementsystem. In Deutschland hat sie als DIN SPEC 1115 - DIN ISO/ TS 16 949 in ihrer Ausgabe von November 2009 den Status einer Vornorm und basiert auf den gemachten Erfahrungen mit der Erstausgabe von 1999, der Überarbeitung von 2002 und insbesondere auf der DIN EN ISO 9001:2008. Dabei gilt sie gleichermaßen für die Automobilhersteller (OEM - Original Equipment Manufacturer, Erstausrüster) und ihre Lieferanten. Die Ergänzung um jeweils kundenspezifische Forderungen ist ausdrücklich zugelassen.
Erarbeitet wurde ursprünglich die ISO/TS 16 949 von der International Automotive Task Force (IATF), einer international besetzten Arbeitsgruppe mit Vertretern von Herstellern und Verbänden der Automobilindustrie, in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee ISO/TC 176 „Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung" der International Organization for Standardization (ISO). welche 2016 in IATF 16 949 umgenannt wurde.
Entsprechend wird die IATF 16 949 von Automobilherstellern weltweit anerkannt, insbesondere von BMW, Chrysler, Daimler, Fiat, Ford, General Motors, PSA, Renault, VW - und bildet so eine einheitliche Grundlage für die Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems. Damit sollen auch die häufig vorgekommenen Mehrfachzertffizierungen in europäischenLändern (z. B. VDA 6.1) und den USA (z. B. QS-9000) vermieden werden. Die US-amerikanische QS-9000 wurde konsequenterweise zum Dezember 2006 zurückgezogen. Andere nationale Automobilindustrieverbände im JATF wollten ursprünglich gleiches tun, entwickeln aber nach wie vor ihre eigenen Systeme weiter, beispielsweise die VDA 6.1.
Obwohl keine Norm im eigentlichen Sinne, sondern nur eine Übereinkunft der Mitglieder des IATF, ist eine Zertifizierung nach den speziellen Vorgaben der IATF 16 949 möglich. Dabei behalten die bekannten Qualltätsmanagementsysteme, etwa nach DIN EN ISO 9001:2015, und ihre Zertifizierungen jeweils ihre Gültigkeit bei, da sie mit der IATF 16 949 harmonisiert sind und eine gute Grundlage für die erweiterten Forderungen der Automobilindustrie bilden.
Durch eine Zertifizierung nach IATF 16 949 erfüllt ein Unternehmen die Forderungen der DIN EN ISO 9001:2015 und darüber hinaus die Erwartungen der Automobilindustrie. Ohne zertifizierte Qualitätsmanagementsysteme sind Kunden-Lieferanten-Beziehungen gerade in der Automobilindustrie nicht mehr vorstellbar. Der Auditablauf nach IATF 16 949 ist terminlich und inhaltlich fest vorgeschrieben und darf nicht als Pflichtübung angesehen werden, sondern als Bestätigung für die Erfüllung der Forderungen der Kunden.
Die Basis der IATF 16 949 ist eine besonders ausgeprägte Prozessorientierung, die sich durch alle inhaltlichen Forderungen zieht (vgl. Prozessorientierung). Folgende drei Schwerpunkte der IATF 16 949 lassen sich zusammenfassen:
Die Forderung nach fehlerfreien Produkten und Dienstleistungen, kostenbewusst produziert und termingerecht angeliefert.
Die Forderung nach beherrschten und fähigen Prozessen als Voraussetzung für fehlerfreie Produkte.
Die Forderung nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit und Innovationsbereitschaft.
Damit steht die IATF 16 949 inhaltlich der DIN EN ISO 9001:2015 sehr nahe, was in der Gliederung und der identischen Verwendung von Begriffen zum Ausdruck kommt. Dies wird noch dadurch unterstrichen, dass die IATF 16 949 den Originaltext der DIN EN ISO 9001:2015 als Basisformulierungen - eingerahmter Text im Originaldokument der IATF 16 949 - verwendet und darauf aufbaut.
Darüber hinaus kommt es im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems nach IATF 16 949 auf die Verantwortung der Leitung, das Management von Ressourcen, die stabile Prozessfähigkeit, die Messung und Analyse von Abweichungen und deren kontinuierliche Verbesserung sowie die Optimierung der gesamten Wertschöpftrngskette an.